Der epische Dokumentarfilm Fragments of Kubelka reflektiert subtil die vielschichtige Weltsicht des legendären Avantgardefilmers und Kulturtheoretikers Peter Kubelka (geboren 1934 in Wien). Kubelkas radikale und wegweisende Filme sind ein hoch verdichtetes Werk von etwa einer Stunde ganz auf die Essenz des Kinos fokussiert. Jedoch seine legendären Vorträge entfalten sich oft über viele Stunden. Diese Vorträge zum Thema "Was ist Kino" und "Kochen als Kunstform" werden häufig durch archäologische Objekte aus der eklektischen Sammlung Kubelkas veranschaulicht. Er versteht sein fortwährendes Sammeln als eine erweiterte Filmpraxis, wodurch er die Evolution der Menschheit erforscht. Martina Kudláček komponiert detailreich ein offenes Porträt, welches über das Biografische hinausgeht und frische Einsichten in das Phänomen Film gibt.
Der Film
Fragments of Kubelka - Österreich 2012 - Drehbuch, Regie, Kamera und Produktion: Martina Kudláček - Erstaufführung: 29. January 2012 (International Film Festival Rotterdam)
Über den Film
Bruchstücke und wie sie sich zu einem mosaikhaften Monument formen. Fragments of Kubelka setzt dem Filmemacher und Großkünstler Peter Kubelka ein filmisches Denkmal zu Lebzeiten. Darüber hinaus schafft das fast vierstündige Porträt aber auch, in exkursiven wie diskursiven Schleifen, ein veritables Monument für die schwindende Ära des analogen Kinos. Eine Ära und ein Medium, dessen ureigenste Spezifik und Materialität hochzuhalten Peter Kubelka niemals müde geworden ist; ein Medium, von dessen Sinnlichkeit und Welthaltigkeit sich der 1934 in Wien geborene Künstler auch heute noch nicht zu verabschieden bereit ist. Und so verzahnen sich, kunstvoll und kompositorisch hochwertig, Kubelkas Worte und Bilder, seine Sinnes- und Denkmaterie, zu einem "vertrauensvollen Mosaik", das den Künstler und sein Ansinnen in reichen Facetten erstrahlen lässt.
Fragments of Kubelka begleitet den Filmemacher, wie er sein Werk, sein Leben, ja das Sensorium seiner durch und durch körperlichen Welterfassung erläutert, die auf nicht weniger als eine Weltumarmung aus ist. Wie er in einem nahtlos erscheinenden Monolog einen weiten, sinnlichen Bogen spannt von seinen künstlerischen Anfängen in den 1950er Jahren über Exkurse in seine Familiengeschichte bis hin zu den wiederkehrenden Lieblingsthemen des Kochens, der Metrik und der Zeit, der Sprache und Metaphorik der Dingwelt. Wie er in stillen Momenten des Einhaltens das Essenzielle seiner Rede zum Nachhallen bringt. Und wie er seine Filme, deren Transfer ins digitale Medium er sich strikt verbittet, über Umwege und sekundäre Hilfsmittel zur Anschauung bringt.
Christian Höller
DVD-Features (Doppel-DVD)
DVD 1
- Fragments of Kubelka 1 2012, 134'
DVD 2
- Fragments of Kubelka 2 2012, 98'
- 16-seitiges dreisprachiges Booklet (deutsch, englisch, französisch)
Herausgeber: Österreichisches Filmmuseum
DVD-Authoring: Tobias Dressel
DVD-Supervision: Oliver Hanley
1. Auflage März 2014