Die DVD präsentiert eine neue Restaurierung von Carl Theodor Dreyers Adaption von Holger Drachmanns bekanntem dänischen Schauspiel aus dem Jahr 1883, das auf Hans Christian Andersens Geschcihte von der Schweineprinzessin und William Shakespeares Drama Der Widerspenstigen Zähmung basiert. Obwohl etwa die Hälfte des Filmes als verloren gelten muß, ist die Handlung dank Erklärtiteln und Standphotos, die die erhaltenen Szenen verbinden, nachzuvollziehen, wobei auf originale Dokumente zurückgegriffen werden konnte.
Die schwedische Zensurkarte teilt den Film in sieben Kapitel ein, die vielleicht mit den ursprünglichen Akten des Films korrespondieren. In jedem Fall funktioniert diese Einteilung als Strukturierung in daramaturgische Einheiten.
Teil 1: Der Königspalast von Illyria: Die Prinzessin und ihre Verehrer; sie weist sie alle ab, darunter auch den Prinzen von Dänemark.
Teil 2: Der Prinz erhält einen Zauberkessel. Verkleidet als Kesselflicker sitzt er vor dem Tor des Gartens der Prinzessin. Sie läßt ihn in ihrem Gemächern schlafen, um von ihm den Zauberkessel zu erhalten. Am selben Abend spielen die Musiker des Prinzen von Dänemark für die Königin auf.
Teil 3: Der verkleidete Prinz wird im Schlafgemach der Prinzessin vom König entdeckt. Die Prinzessin wird des Schlosses verwiesen und folgt dem verkleideten Prinzen.
Teil 4: Der Prinz und die Prinzessin leben zusammen in einer Waldhütte als Töpfer und streiten sich ständig.
Teil 5: Die Prinzessin will Tonkrüge auf dem Markt verkaufen, doch sie gehen zu Bruch. Mittellos versucht sich der Prinz als Wilderer. Als er von den königlichen Waldhütern verfolgt wird, fürchtet die Prinzessin um sein Leben und gesteht ihm ihre Liebe.
Teil 6: In der Küche des Schlosses bittet die Prinzessin um etwas zu essen und erfährt von der bevorstehenden Hochzeit des Prinzen. Da die Braut erkrankt ist und die Hochzeit nicht abgesagt werden kann, wird jemand gesucht, der in das Brautkleid paßt und die Braut ersetzt. Die Prinzessin paßt in das Kleid.
Teil 7: Während der Hochzeitsfeier bittet der Prinz die Prinzessin, anstelle der vorgesehenen Braut die neue Königin zu werden, doch die Prinzessin lehnt ab, weil sie den Töpfer liebt - doch dann stellt sich heraus, daß Prinz und Töpfer ein und dieselbe Person sind.
Diese Struktur spiegelt Drachmanns Schauspiel ziemlich genau wider, da jeder Teil einem Akt oder einer Szene bei Drachmann entsprechen - mit einer Ausnahme: Die beiden Szenen des 4. Aktes sind im Film zu einem Teil zusammengezogen worden.
Teil 1, 2, 4 und 5 sind weitgehend vollständig erhalten. Von Teil 3 existieren zwei kurze Fragmente, von Teil 6 nur ein kurzes Fragment, Teil 7 ist vollständig verloren.
Bei dem Fragment von Teil 6 handelt es sich um ungeschnittenes Material: die Einstellungen sind vööllig durcheinander, es gibt keine Hinweise auf mögliche Zwischentitel, es gibt mehrere Varianten derselben Einstellungen, und in einer sieht man, wie Schauspieler Svend Methling mitten in einer Bewegung die Szene mit einem Achselzucken abbricht - hier handelt es sich ganz offensichtlich um einen im Film nicht verwendbaren Outtake. In der Tat ist es möglich, daß das ganze Fragment von Teil 6 nur Outtakes sind, aber da kein anderes Filmmaterial dieses Teils existiert, wurden alle brauchbaren Einstellungen für die Rekonstruktion genutzt.
Zahlreiche Bilder vom Film sind überliefert, insbesondere von der Schlußsequenz der Hochzeitsfeier. Diese waren besonders wertvoll für die Rekonstruktion des Films, weil sie das einzige erhaltene Material vom letzten Teil des Films darstellen.
Das Ziel der Rekonstruktion war, mithilfe von Zwischentiteln und Erklärtiteln dem Zuschauer zumindest eine Vorstellung der Struktur und des Handlungsablaufs von Dreyers Film zu vermitteln. Die wichtigste Quelle für die Zwischentitel war eine Titelliste der schwedischen Zensurbehörde. Die Titel wurden vom Schwedischen ins Dänische zurückübersetzt und im Wortlaut mit dänischen Quellen abgeglichen.
Der Film
Der var engang / Es war einmal - Dänemark 1922 - Drehbuch und Regie: Carl Theodor Dreyer, nach dem Theaterstück von Holger Drachmann, das von Hans Christian Andersen und William Shakespeare inspirieret ist - Kamera: George Schnéevoight - Darsteller: Clara Wieth, Svend Methling, Peter Jerndorff, Hakon Ahnfeldt-Rønne, Torben Meyer - Produktion: Sophus Madsen Film - Premiere: 3.10. 1922
DVD-Features
- Der var engang 1922, 75'
- Musikbegleitung von Neil Brand
- Kapitelauswahl
- Ungeschnittene Küchen-Sequenz 4'
- Fotogalerie
- Biographie von Carl Theodor Dreyer
Herausgeber: Danish Film Institute & Cinematheque
DVD-Authoring: Angel DVD
DVD-Supervision: Thomas Christensen, Casper Tyberg